Niedrigwasser – wir fahren auch dann noch, wenn die Enten schon laufen müssen!

Vor dem Hintergrund der häufigen Berichte über extremes Niedrigwasser der Elbe und damit einhergehenden massiven Einschränkungen für die Schifffahrt werden wir natürlich oft gefragt, ob wir denn überhaupt noch fahren können?
Die Frage ist durchaus berechtigt, denn entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass so ein kleines Boot einen viel kleineren Tiefgang hat als ein großes Fahrgastschiff hat, haben unsere Boote in bestimmten Fahrsituationen sogar einen deutlich größeren Tiefgang als „die Großen“!
Ein Raddampfer ist sozusagen für niedriges Wasser konstruiert. Er hat unter der Wasserlinie einen flachen, platten Rumpf, und seine antreibenden Schaufelräder seitlich. Dagegen haben unsere Sportboote ein sogenanntes „tiefes V“ als Rumpfform, und darüber hinaus dann ganz unten noch eine schnelldrehende Schraube.
Während der Dampfer durchaus noch durch 95cm tiefes Wasser fahren kann, tauchen unsere Boote beim Beschleunigen und beim Abbremsen bis zu 1,10m ein!
Was ist der Trick?
In normaler, langsamer Fahrt haben auch wir einen Tiefgang von etwa 90cm. Allerdings können wir dort zu einem Trick greifen:
Unser Antrieb ist ein Außenbordmotor, der sich hydraulisch anheben und absenken lässt. In langsamer Fahrt können wir den gesamten Motor, und damit auch den Propeller, bis an die Wasseroberfläche anheben. Der Propeller hat dann zwar viel weniger Wirkung, was zu schlechterem Lenkverhalten und nur sehr geringem Vortrieb führt. Aber dafür können wir so selbst in nur 50cm tiefem Wasser noch manövrieren. Im Bild oben sieht man deutlich den Unterschied der beiden Zustände: In der Tagaufnahme links ist der Motor deutlich tiefer eingetaucht als auf dem Nachtbild rechts.
Die Kunst besteht darin, zu wissen, wo das Wasser tief genug zum Beschleunigen bzw. Abbremsen ist. Und es sind nur sehr wenige Stellen, die tatsächlich bei Niedrigwasser so flach sind. An vielen anderen Stellen haben wir auch jetzt noch Wassertiefen von 1,60m und mehr!
Und wenn ein Sportboot erst einmal richtig Fahrt aufgenommen hat, legt es sich gleitend aufs Wasser. Dann hat es sogar nur noch etwa 55cm Tiefgang! Man muss dann halt nur wissen, wo man gefahrlos das Gas wegnehmen kann.
Aber nach vielen Jahren „Reviererfahrung“ unter ständiger Beobachtung unseres Sonars kennen wir langsam jeden Stein und jede Untiefe „mit Vornamen“.